Mömlingen Heimat und Geschichte

 

 

Zur Geschichte der Mömlinger Straßennamen

 

Als unser Dorf noch kleiner war, bedurfte es keiner Straßennamen als Adressenbezeichnung. Jeder kannte jeden und wusste, wo er wohnte. Bei Namensgleichheit verwendete man Beinamen, die bei uns nur selten die Lage eines Wohngebäudes deklarierten (z. B. „beim Brunnen“ u. ä.). Als die Dorfgemeinschaft größer wurde, bürgerten sich allmählich Namen für die einzelnen Straßen und Gassen ein. „Am Bach“ dürfte bei uns die älteste Wohnlagebezeichnung gewesen sein. Sie galt für alle Anwesen zu beiden Seiten des Dorfbaches, der früher einfach nur „die Besch“ war und erst in jüngerer Zeit nach seinem Ursprungsort als Amorbach bezeichnet wurde. Auf dem Mömlinger Urkatasterplan von 1848 sind außer „Am Bach“ noch folgende Straßennamen eingetragen: Breite Gasse (heutige Hauptstraße vom Rathaus in Richtung Pflaumheim), Brunngasse (auch Stützberg genannt, heute Alte Schulstraße), Schafgasse, Bachelsgasse (heute Bachetsstraße und Grabenstraße), Im Kitzel (richtig ist die heutige Schreibweise als Kühzähl), Langgasse, Finkengasse, Kirchgasse, Pfarrgässlein (untere Neue Schulstraße), und Stiegelgasse. Von den kleinen Seitengässchen ist auf dem Plan nur die Spenglergasse benannt. So nannte man damals die Kleine Schulgasse und ihre Fortsetzung zur Bachetsgasse (letzterer Teil gilt noch bzw. wieder als Spenglersgässchen).

 

Bis zum Ersten Weltkrieg gab es nur wenige Veränderungen. Aus der Lagebezeichnung „Am Bach“ wurde im oberen Bereich die Bachstraße, im unteren ein Teil der Hauptstraße. Letzterer Name (anfangs auch in der Version „Dorfstraße“ verwendet) verdrängte auch die Breite Gasse, während sich die Bachelsgasse in Bachetsstraße und Grabenstraße teilte. Bedingt durch den 1908 erfolgten Bau der neuen Schule wurde aus dem Pfarrgässlein die Neue Schulstraße und aus der Brunngasse die Alte Schulstraße. Aus dem sicherlich schon älteren Namen Schulgasse (weil sich dort schon die frühere Dorfschule befand) entstand die Kleine Schulgasse, deren Fortsetzung zur Kirche man Kleine Kirchgasse nannte.

 

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hatte sich die Bautätigkeit wesentlich stärker entwickelt als zuvor. Die neuen Wohnhäuser, die entlang der Distriktsstraße und an deren seitlichen Abzweigungen entstanden, erhielten die Bezeichnungen Obernburger Straße, Rosengartenstraße, Gehrenstrasse und Königswaldstraße. Im entgegen gesetzten Ortsbereich entstanden durch die 1927 erfolgte Baulandumlegung Verkehrsanlagen mit den Namen Gartenstraße, Keilstraße, Hollerstraße und Wiesgartenstraße. Die in Richtung Pflaumheim errichteten Gebäude (älteren Leuten noch als „Vorstadt“ bekannt) wurden selbstverständlich in die bestehende Hauptstraße integriert. Gebaut wurde während dieser Zeit auch im Kirchgraben, den man wegen des vorhanden gewesenen Schützenhauses in Schießhausstraße umbenannte. Die Zufahrt zu den neuen Häusern neben der Molkerei erhielt den Namen Molkereistraße. In der Gemarkung „Am alten Weg“ entstand durch die damalige Bautätigkeit die  Hans-Memling-Straße.  

 

Nach dem 2. Weltkrieg herrschte auch in Mömlingen ein  allgemeiner Bauboom. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts  wurden in 16 Baulandumlegungen 926 Baugrundstücke erschlossen. Hierzu bedurfte es der Herstellung  von 51 neuen Straßen.  Bei der Erschließung des ersten Baugebietes „Ockerrain  bei der Mühle“ (1952) entstanden die Frankenstraße (die  vorhandenen 16 Siedlungshäuser wurden miteinbezogen)  und die Jahnstraße. Dem etwa zur gleichen Zeit baureif  gemachten Gebiet „Am größten Weggraben“ gab man seiner  günstigen Lage gemäß den Namen „Frühlingstrasse“.  1954 wurde das Gelände „Schindkaute“ durch folgende  Straßen erschlossen: Bergstraße, Eichwaldstraße, Marienstraße,  Mittelstraße, Tränkestraße und Eugen-Ostheimer-Straße. Die beiden Straßen, die ab 1955 im „Kirchrain“  besiedelt wurden, bekamen die Bezeichnung Kirchrainstraße  und Untere Kirchrainstraße.

 

Als dann 1962 das  Gelände östlich der Kirchrainstraße mit Häusern der  Bayer. Landessiedlung bebaut wurde, gab man der erstellten  Straße den Namen Obere Kirchrainstraße. Im Baugebiet  „Nordwestlich der Bahnhofstraße“ entstanden 1960  die Odenwaldstraße, die Kettelerstraße, die Kilianistraße  und die Wendelinusstraße. Die Straßen im 1964 baureif  gemachten Flurbereich „Dietzenäcker – In dem oberen  Gehren“ heißen: Danziger Straße, Egerländer Straße, Memeler Straße, Sudetenstraße, Schlesierstraße, Tilsiter  Straße, Königsberger Straße und Mümlingtalstraße.

 

1967 erfolgte die Fortführung der Erschließung des Geländes  westlich der Schindkaute, bekannt als „Schindkaute- Abgang-Ampeläcker“. Folgende Straßen erschlossen dieses  große Neubaugebiet: Goethestraße, Schillerstraße, Lessingstraße,  und Uhlandstraße sowie die Verlängerungsstrecken  der Eugen-Ostheimer-Straße und der Bergstraße.  Die Straßen, die 1974 im Neubaugebiet „Kitzel - Im Paradies“  angelegt wurden, sind unter den Bezeichnungen  Weinbergstraße, Im Paradies und Neuer Weg bekannt. Die  neu angelegten Verkehrsstrecken im Planbereich „Höckelsgrund-  Im Hollerstrauch“ heißen: Rhönstraße, Harzstraße,  Taunusstraße, Spessartstraße, Schwarzwaldstraße und  Eifelstraße. Gemäß des Bebauungsplans „Höckelsgrund II“ wurde 1999 das nördlich anschließende Bauerwartungsland  erschlossen. Die ringförmige Straße trägt den  Namen „Westerwaldring“. Der Flurbezeichnung „Ellbogen“  gemäß erhielt die einzige Erschließungsstraße in diesem  Baugelände die Bezeichnung „Am Ellbogen“. Ähnlich  verfuhr man in den 1982 erschlossenen Fluren „Kellerstutz“  und „Ziegelrain“. Im Kellerstutz gibt es nun die  zwei Straßen Am Kellerstutz und Oberer Kellerstutz und  im andern Baugelände die Kühtriebstraße und Am Ziegelrain.  „Im schwarzen Stock“, dem Anschlussgelände des  Baugebietes „Schindkaute-Abgang-Ampeläcker“, erhielten  die Erschließungsstraßen - außer der Umstädter Straße - nur Bezeichnungen, die bisher die dortigen Flurbereiche  führten: Am schwarzen Stock, Hinter den Ampeläckern, Unterm Hungerrain  und In der Schelmengewann. Ähnlich verfuhr man  1979/80 bei der Erschließung des Gewerbegebietes „Brunnenmühle  – Vor dem Schlaggraben“. Dort gibt es jetzt eine  Ringstraße namens Am Schlaggraben und eine Wohnstraße,  die Brunnenmühle heißt.

 

 

Text: Karl Bolz und Wolfgang Hartmann

 

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