Römische
Göttersteine

Göttersteine auf dem Rathausplatz von Mömlingen.
Römische Göttersteine
entdeckte man 1984 im Fundament der Martinskirche. Die Römer hatten
diese Weihesteine in den Jahrzehnten um 200 n. Chr. auf ihren Landgütern
errichtet, von denen man noch Spuren auf den Höhen rings um Mömlingen
findet. Auch Flurnamen wie „Altmauer" oder „Schlossäcker" erinnern an
sie. Nachdem einige Jahrhunderte nach Abzug der Römer die fränkische
Siedlung Mömlingen entstanden war, brachten dessen Einwohner die bei den
römischen Ruinen aufgefundenen Bildsteine in ihre Kirche. Wie Farbreste
erkennen lassen, waren sie dort sichtbar aufgestellt, also in die
religiöse Verehrung einbezogen. Erst später fanden sie als Baumaterial
Verwendung.
Dargestellt sind folgende Gottheiten:
Großer Viergötterstein
a Juno, als Gattin Jupiters höchste Himmelsgöttin,
bringt auf Säulenaltar ein Weihrauchopfer dar.
b Merkur, Gott des Handels und Verkehrs, mit
Heroldstab, Geldbeutel und kleiner weiblicher Figur.
c Herkules, Gott der Stärke, mit Keule und
Löwenfell, dessen Kopf menschliche Züge trägt.
d Minerva, Göttin des Krieges und der
Wissenschaft, mit geschmücktem Helm, Lanze, Schild und Eule.
Kleiner Viergötterstein
a Silvanus, Gott des Waldes und seiner Tiere, zu
seinen Füßen Hirsch und Hase.
b Victoria, Göttin des Glücks, mit Siegeskranz, den
Fuß auf der Weltkugel.
c Mars, Gott des Krieges (vielleicht auch Herkules);
der obere Teil ist abgeschlagen.
d Fortuna, Göttin des Schicksals, mit Füllhorn und
Steuerruder.
Weiherelief des Silvanus
Der römische Waldgott Silvanus genoss in der
wildreichen Waldlandschaft unserer Heimat verständlicherweise eine besondere Verehrung. Das Weiherelief zeigt ihn mit gegürteter Tunica,
Mantel und hohen Schuhen bekleidet. Das (beschädigte) Tier neben der
Lanzenspitze ist als Wildschwein zu erkennen.
Säule mit Kapitell
Die Säule mit Schuppenverzierung trägt ein Kapitell,
auf dem die vier Jahreszeiten symbolisiert sind. Diese (und weitere,
heute verschollene) Steine kamen bereits vor Jahrzehnten in der
Mömlinger Feldlage „Jesuitenäcker" zum Vorschein, in deren Nähe
(„Schlossäcker") römische Landhäuser nachgewiesen sind.
Säule und Kapitell sind ebenso wie die beiden
Viergöttersteine Bestandteile so genannter Jupitergigantensäulen. Sie haben ihren Namen von der krönenden Figur des höchsten
römischen Gottes Jupiter, meist dargestellt als bärtiger Reiter, der
einen schlangenbeinigen Giganten (Unterweltriesen) nieder reitet.
Text und Foto: Wolfgang Hartmann
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