Das Geheimnis der leeren Grabkammer
am Neustädter Hof
"Was liegt da für eine seltsame Steinplatte?"
wird sich so mancher fragen, der den
Mömlinger Kirchplatz besucht. Nichts an ihr, so meint man bei
flüchtigem Hinsehen, lässt erkennen, ob auch sie von historischer
Bedeutung ist, wie man es bei den römischen Göttersteinen und anderen in
der Nähe aufgestellten steinernen Geschichtszeugen auf den ersten Blick
sieht.
Wer jedoch den fraglichen Sandstein etwas eingehender in
Augenschein nimmt, kann auf dessen Oberfläche noch schwach den Umriss
eines Wappens ausmachen. In Verbindung mit der rechteckigen Plattenform
des Steines ergibt sich bald der Verdacht auf eine Grabplatte einer
sozial höher stehenden Persönlichkeit. Der schlechte Erhaltungszustand
des Wappens - eine quer verlaufende, balkenförmige Vertiefung zeichnet
sich noch ab - und das Fehlen von weiterem Schmuckwerk lassen eine frühe
Entstehungszeit und einen weniger wohlhabenden Auftraggeber vermuten. Da
weitere Aufschlüsse auch bei intensiverer Betrachtung nicht zu erzielen
sind, sei die Geschichte des Steines - soweit rekonstruierbar -
nachfolgend dargestellt.
Bevor die Steinplatte vom örtlichen Heimat- und
Geschichtsverein nach Mömlingen gebracht wurde, lag sie
jahrzehntelang unbeachtet am Neustädter Hof. Dort diente sie - mit der Ansichtsseite nach oben - als Übergang über einen Graben vom Hof
zum Garten. Den Hinweis auf den Stein und darauf, dass auf ihm noch
Spuren eines Wappens zu finden seien, erhielt der Verfasser bereits vor
Jahren von dem zwischenzeitlich verstorbenen Historiker Wolfram Becher
aus Michelstadt.
Mehrere Fragen drängen sich auf. Was war das für ein
Wappen? Wo befand sich die Steinplatte ursprünglich? War es tatsächlich
eine Grabplatte?
Grablege der Herren von Breuberg?
Bei der Suche nach einer Antwort auf diese Fragen konnte
ein Vermerk in der alten Mömlinger Ortschronik von Adam Otto Vogel
weiterhelfen. Demnach hat der frühere Besitzer der einen Hofhälfte
namens Engel auf dem ehemaligen Kirchhofgelände hinter dem Hof - dort
stand bis 1863 eine Kirche - zwei Grüfte aufgefunden. "Die Gruftplatten
sind noch vorhanden und tragen das Breuberger Wappen", schreibt Vogel.
Damit scheinen zunächst alle Fragen beantwortet, sieht
man vom noch ungeklärten Verbleib der zweiten Grabplatte ab. Dennoch
regen sich hier Zweifel. Zum einen ist es die recht einfache Form des
Steines, die so gar nicht den reich verzierten Grabmonumenten des
höheren Adels entspricht. Zum anderen führten die Breuberger ein Wappen
mit zwei Querbalken (also 4 Querlinien bzw. 5 Flächen), was bei dem auf
dem Grabstein - soweit zu erkennen - nicht der Fall ist. Schließlich
fehlt es an jeglicher Begründung dafür, warum sich Angehörige der
Breuberger Herren in der Kirche oder auf dem Kirchhof am Neustädter Hof
hätten begraben lassen sollen. Es sind zwar breubergische Rechte in
Neustatt überliefert - vor dem Hof bestand hier eine kleine Siedlung
dieses Namens (nicht zu verwechseln mit der jüngeren Stadt Neustadt
unterm Breuberg) -, doch die Kirche selbst gehörte der Dompropstei zu
Bamberg. Diese verfügte noch über weiteren Besitz im unteren Mümlingtal,
darunter ein Großteil der Neustätter Gemarkung und das komplette Dorf
Hausen hinter der Sonne, das einst westlich des Neustädter Hofes stand.
Da Bamberg fernab liegt, ist es verständlich, dass der
zuständige Dompropst den Odenwaldbesitz schon früh an hier beheimatete
Adelsgeschlechter zu Lehen gegeben hat. Bereits in einer Urkunde von
1289 erscheinen die Ritter von Erle(n)bach am Main als bambergische
Lehensträger. Sowohl die Erlebacher als auch ihre Besitznachfolger waren
in Streitigkeiten mit den jeweiligen Herren auf Burg Breuberg
verwickelt.
Ritterfamilien am Neustädter Hof
Es ist also aus mehreren Gründen unwahrscheinlich, dass
wir es bei den wappenverzierten Steinplatten vom Neustädter Hof mit
Grababdeckungen der Breuberger Herren zu tun haben. Vielmehr ist
anzunehmen, dass es sich um solche einer hier einst ansässigen bzw.
begüterten Kleinadelsfamilie handelt, die auch zur dortigen Kirche in
engerer Beziehung stand.
Die Auswahl erscheint zunächst recht groß. Außer den
Erlenbachern sind es die Geiling, Bache, Schad von Ostheim, Hattstein,
Aulenbach, Walhart, Praunheim, Obentraut, Graenrodt, Knebel von
Katzenellenbogen und Echter von Mespelbrunn, die sich vor dem
Dreißigjährigen Krieg mit Rechten am Neustädter Hof nachweisen lassen.
Die späteren Niederadelsgeschlechter, die von Bertremoville und von Lieb
samt ihren zahlreichen Erben kommen wohl aus zeitlichen Gründen nicht in
Betracht.
Erfreulicherweise lässt sich der Kreis der älteren
Familien wesentlich einengen, da das Wappenbild der meisten keinen
Querbalken enthält, wie er auf der Grabplatte noch zu erkennen ist. Ein
solcher findet sich im Wappen der Graenrodt und der Bache.
Melchior von Graenrodt kam um 1565 durch seine Gattin
Anna von Praunheim in den Besitz des Neustädter Hofes. Von ihm, der
kurmainzischer Vizedom war, steht in der Aschaffenburger Stiftskirche
ein repräsentatives Bronzestandbild. Anna, die in erster Ehe mit Jakob
von Praunheim verehelicht war, ist mit diesem zusammen auf einem
prunkvollen Sandsteinepitaph an der Pfarrkirche zu Großwallstadt
dargestellt, wo sie das benachbarte Schlossgut bewohnt hatten. Die
künstlerisch wertvollen Grabdenkmäler der beiden Familien stehen im
Gegensatz zu der schlichten Steinplatte vom Neustädter Hof.
Wappen der Bache von Neustatt
Somit bleibt noch das Rittergeschlecht der Bache übrig.
Ihr Wappen zeigt im unteren Feld einen Querbalken, im oberen einen
wachsenden Löwen. So könnte das Wappen auf der Grabplatte ausgesehen
haben! Jorg (Georg) Bache war es gewesen, der um das Jahr 1403 auf
elterlichem Besitz direkt neben Kirche und Kirchhof am Neustädter Hof
eine kleine Wasserburg erbaut hat, von der noch Reste erhalten sind. In
Urkunden erscheint der Bauherr in der Folgezeit als "Jorg Bache von
Nuwenstat", hat sich also nach seinem neuen Burgsitz benannt.
Verheiratet war Jorg mit Agnes von Erlebach. Über sie kam
der Ritter zu Bamberger Lehensgut, somit auch zu rechtlichen Beziehungen
zur benachbarten Kirche. Vom Standesbewusstsein des Ehepaares zeugt ein
Vierwappenstein, der einst über dem Eingang der Wasserburg prangte und
heute im Hinterhof des Obernburger Römermuseums eingemauert ist. Es
zeigt die elterlichen Wappen der beiden, links Schelris und Erlenbach
(Mutter und Vater der Agnes), rechts Raups und Bache (Mutter und Vater
des Jorg). Die Schildform ist die gleiche wie auf der Grabplatte, nur
hat man bei dem Bache-Wappen von der Burg der oberen Schildhälfte (dem
Löwen) mehr Platz eingeräumt als auf dem Grabstein, was aber kaum von
Bedeutung sein dürfte.
Anhand mehrerer Urkunden wird deutlich, wie Jorg Bache
mit aller Anstrengung versucht hat, in jener für den Ritteradel sehr
ungünstigen Zeit, den finanziellen Ruin seines Hauses abzuwenden und
seiner Familie ein standesgemäßes Leben zu sichern. Als er gezwungen
war, seine kleine Burg den Grafen von Wertheim als damalige Herren auf
dem Breuberg zu Lehen aufzutragen, ließ er sich Rechte seiner Frau an
dem Gebäude zusichern. Offensichtlich war es als Witwensitz bestimmt.
Von Jorgs Söhnen Hans und Madern ist bekannt, dass sie
Reisende, die unter dem Geleitschutz des Mainzer Erzbischofs standen,
angegriffen und wohl auch beraubt haben. Das führte dazu, dass im Jahr
1440 Erzbischof Dieter von Erbach eine Abordnung Reiter ins Mümlingtal
schickte, die nicht eher abzog, bis die vom Vater ererbte Burg der
Brüder eingenommen und abgebrannt war. Ein Jahr später verkauften die
beiden Besitz am Neustädter Hof. Hans wurde wertheimischer Burgmann auf
Breuberg, Madern pfalzgräflicher Dienstmann auf der Veste Otzberg.
Es spricht somit vieles dafür, dass die beiden
Grabplatten vom Neustädter Hof einst für die Eltern der fehdelustigen
Brüder, für Jorg Bache und Agnes von Erlebach, angefertigt worden sind!
Warum leere Grabgrüfte?
Anhand dieser Erkenntnis lässt sich noch ein weiteres
Rätsel um die beiden Grabdenkmäler lösen. Wie Vogel schreibt, waren die
beiden unter den Steinplatten aufgefundenen Grüfte völlig leer, nach
menschlichen Überresten suchte man vergeblich. Wie ist diese
ungewöhnliche Erscheinung zu deuten?
Die Erklärung dafür findet sich in jenem Schriftstück, in
dem Jorg Bache letztmals erwähnt wird. Es ist eine Urkunde von 1434, die
im Stiftsarchiv Aschaffenburg die Zeiten überdauert hat. Aus ihr geht
hervor, dass Jorg Bache wegen Besitzstreitigkeiten mit Dekan und Kapitel
des Aschaffenburger Kollegiatstifts mit dem Kirchenbann belegt worden
ist!
Es ist sehr außergewöhnlich - von einem vergleichbaren
Vorgang ist im Stiftsarchiv nichts bekannt -, dass die Aschaffenburger
Prälaten sich zu diesem Schritt entschlossen haben. Anzunehmen ist, dass
diese nicht selbst, sondern der zuständige Mainzer Erzbischof die hohe
Kirchenstrafe ausgesprochen bzw. ihre Anwendung erlaubt hat, denn dieses
Rechtsmittel war dem Papst und den Bischöfen vorbehalten. Was aber hatte
Jorg Bache verbrochen, dass er in solche Ungnade beim Klerus gefallen
ist?
Streit um das "Pfaffstangengut"
In dem Schriftstück ist nur von strittigen Gütern die
Rede; wo sie lagen und warum sie strittig waren, wird nicht gesagt. Wie
jedoch weitere, ältere Stiftsurkunden erkennen lassen, dürfte es sich um
das so genannte "Pfaffstangengut" gehandelt haben. Dieses lag in Hausen
hinter der Sonne und war wahrscheinlich der Fronhof dieser damals schon
großteils und später völlig eingegangenen Ortschaft. Schon 1426 war das
Gut durch das kurmainzische Landgericht in Großostheim dem
Aschaffenburger Stift wegen ausstehender Gült zugesprochen worden, wobei
in der betreffenden Urkunde erwähnt wird, dass Jorg Bache wegen einer
Fehde mit dem Erzbischof von Mainz bei der vorausgegangenen Verhandlung
nicht zugegen gewesen sei. Also stand der Ritter schon länger mit dem
Mainzer Metropoliten und dem Aschaffenburger Kollegiatstift auf
Kriegsfuß.
Das "Pfaffstangengut" hatte Jorg mit seiner Gattin Agnes
von Erlebach erheiratet. Die Ritter von Erlenbach, vielleicht auch schon
deren Besitzvorgänger, hatten das ihnen von der Dompropstei Bamberg zu
Lehen gegebene Gut in Hausen mit einer jährlichen Gült von 5 Malter Korn
belasten lassen, wofür sie von den Aschaffenburger Stiftsherren eine
größere Geldsumme bekommen haben dürften. Wie mehrere Urkunden - die
älteste ist von 1361 - berichten, waren die Erlenbacher säumige
Schuldner und mussten öfters gerichtlich ermahnt werden. Dem Vater der
Agnes ist es somit sicher nicht schwer gefallen, das "Pfaffstangengut"
an seinen Schwiegersohn Jorg Bache zu vererben. Dieser hat
offensichtlich mit allen Mitteln versucht, das dem Stift zugesprochene
Gut wieder in seine Hand zu bekommen bzw. erst gar nicht herauszugeben.
Aber die Aschaffenburger Stiftsherren ließen nicht mit sich spaßen. Als
nichts mehr fruchtete, griffen sie zur stärksten Waffe, die ihnen zur
Verfügung stand: Sie erwirkten die Exkommunikation des Ritters!
Von dieser schwerwiegenden Kirchenstrafe sollte Jorg
Bache - so die Vermittler - dann befreit werden, wenn die Angelegenheit
vor dem Gericht, in dem die strittigen Güter lägen, behandelt und zu
seinen Gunsten entschieden würde. Ob es zur geforderten
Gerichtsverhandlung gekommen ist, wissen wir nicht. Da jedoch alle
vorausgehenden Urkunden die Ansprüche des Aschaffenburger Stifts
bestätigt haben, kann davon ausgegangen werden, dass Jorg Bache nicht
Recht bekommen hat (bzw. erst gar nicht vor Gericht erschienen ist), der
Kirchenbann also über ihm, der bald darauf gestorben (oder ums Leben
gekommen) sein muss, verhängt geblieben ist.
Gefangennahme des Wenigumstädter Pfarrers
Die Urkunde von 1434, in der die Ritter Henne von Wasen,
Hans von Erlebach, Conz Geyling, Bechtold Faulhaber und Friedrich von
Wolfskehlen als Vermittler auftreten, enthält noch weitere interessante
Einzelheiten. Demnach war auch Jorgs Sohn Hans mit dem Aschaffenburger
Stift verfeindet, ebenso mit einem Konrad Schreiber von Fritzlar, der
Keller in Aschaffenburg war. Im Laufe dieser Fehde hat Hans Bache sogar
einen Priester zu Wenigumstadt ("Wenig Omstat") namens Johann Heseler
gefangen genommen, sicherlich der damalige (bisher unbekannte)
Ortspfarrer.
Der Name Heseler/Heßler ist unter den Familiennamen des
Untermain-Odenwald-Gebietes jener Zeit nicht vertreten. Um so
wahrscheinlicher ist es, dass es sich bei Johann Heseler um einen
Verwandten des aus Würzburg stammenden Georg Heßler handelt, der für
1458 als Aschaffenburger Stiftskanoniker überliefert ist und 1477 auf
Bitten von Kaiser Friedrich III. zum Kardinal erhoben wurde.
Vermutlich steht die Gefangennahme des Priesters in
Zusammenhang mit der Verhängung des Kirchenbannes; es könnte eine
Racheaktion von Jorgs Sohn gewesen sein. Ob der Wenigumstädter Pfarrer
dem Bache und seinen Knechten zufällig über den Weg gelaufen ist oder ob
man ihm gezielt aufgelauert hat, bleibt im dunkeln. Als sicher aber
erscheint, dass man den Geistlichen auf der Wasserburg am Neustädter Hof
gefangen gehalten hat.
Erbach contra Bache
Nun wird deutlich, warum Hans Bache und sein Bruder wegen
"... ander geschicht ..." in Mainz längst bekannt waren, als Erzbischof
Dieter von Erbach 1440 den Befehl gab, das Raubritternest der Bache
auszuheben.
Damit hat zum zweiten Mal ein Angehöriger der Schenken
von Erbach für die unruhigen Bache Schicksal gespielt, ihnen "die Flügel
gestutzt". Dieters Verwandter, Schenk Johann von Erbach, war es nämlich
gewesen, der sich 1397 mit Jorg Bache und dessen Brüdern Henne und
Syfried wegen eines Schadens verglich, den er diesen und ihrem Vater
zugefügt hatte. Bei der Aktion dürfte es sich u. a. um die Zerstörung
des älteren Bache-Wohnsitzes am Neustädter Hof gehandelt haben, unter
dem wir uns eine Turmhügelburg auf dem dortigen "Schneirersbuckel"
vorstellen dürfen. Da der Vater der Brüder bei dem Vergleich nicht
mitwirkte, ist anzunehmen, dass er bei den Kampfhandlungen ums Leben
gekommen ist.
Ein ähnliches Ende möchte man auch seinem Sohn Jorg
zuschreiben, der bald nach seiner Exkommunikation gestorben sein muss.
Als Gebannter hatte der Ritter keinen Anspruch auf ein kirchliches
Begräbnis, auch wenn er wahrscheinlich schon längst die Grabstätten für
sich und seine Frau hatte vorbereiten lassen. Warum auch Agnes nicht in
der vorgesehenen Gruft beigesetzt wurde, kann mehrere Gründe haben.
Vermutlich fand sie ihre letzte Ruhe an der Seite ihres Mannes.
Grabplatten ursprünglich in der Kirche
Die Nichtbenutzung der Grabstätten macht auch
verständlich, warum die beiden Steinplatten mit keiner Inschrift
versehen sind. Wir können sogar noch einen Schritt weitergehen und die
These vertreten, dass die Grabplatten ehemals innerhalb der Kirche am
Neustädter Hof lagen. Abgesehen von der engen Beziehung des ritterlichen
Ehepaares zur unmittelbar benachbarten bambergischen Kirche und dem
früher üblichen Brauch der Bestattung standesmäßig höhergestellter
Personen innerhalb von Sakralgebäuden, deutet eine Nachricht darauf hin,
die wir dem ehemaligen Eisenbacher Bürgermeister Kammer verdanken.
In den gegen Ende des letzten Jahrhunderts gefertigten
Aufzeichnungen des heimatgeschichtlich interessierten Gemeindevorstehers
fand ich den Vermerk, dass sich auf einer roten Sandsteinplatte am
Neustädter Hof die "leisen Spuren eines Wappens" befänden. Eine
beiliegende Skizze zeigt zwar auch nur vage Konturen innerhalb des
Wappenschildes, doch stellen die angegebenen Maße (1,80 x 0,75 m)
sicher, dass es sich um die jetzt in Mömlingen befindliche Steinplatte
handelt.
Das Wappen hat also offensichtlich weniger durch die
spätere Brückenfunktion der Platte gelitten, sondern war schon vor einem
Jahrhundert nur noch schwach erkennbar. Da das Steinmaterial von relativ
harter Qualität ist, ist die Ursache für die Abnutzung wohl darin zu
sehen, dass die Grabplatte(n) in den Fußboden der alten Kirche
eingelassen war und im Laufe der Jahrhunderte abgetreten worden ist.
Die enge Verbindung Grabstein - Kirche ist auch der
Hauptgrund für den neuen Standort der Steinplatte auf dem Mömlinger
Kirchplatz, dem die Hofbesitzer verständnisvoll zugestimmt haben. Dort,
wenige Meter daneben, befinden sich nämlich weitere Relikte aus der
ehemaligen Kirche am Neustädter Hof. Es sind eine Sakramentsnische
(fälschlicherweise für den Taufstein gehalten) und eine bemalte
Holzrelief-Pietà. Beides hatte der Lieb'sche Revierförster Graner 1863
beim Abbruch der Kirche sichergestellt und nach Mömlingen gebracht.
Hinzu kommt, dass die Hofkirche lange Zeit vom Mömlinger Pfarrer betreut
wurde, dass das Rittergeschlecht der Bache auch in Mömlingen, nahe der
Kirche, einen Wohnsitz hatte und dass früher auf dem Kirchplatz das
Dorfgericht tagte, das - als Rechtsnachfolger von Hausen hinter der
Sonne - auch für das "Pfaffstangengut" zuständig war, um dessen Besitz
Jorg Bache bis zur Verhängung des Kirchenbannes gestritten hat. Die enge Nachbarschaft
von Grabplatte, Sakramentsnische und Pietà auf dem Mömlinger Kirchplatz
hat somit ihren tieferen historischen Sinn.
Literatur
Wolfgang
Hartmann: Exkommunizierter Raubritter, leere Grabkammern...
In: Spessart, 1991, Heft 12, S. 11 - 15.
Diese Seite wird noch bebildert.
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